Antonia sagt, das geht ihr auf den Keks, dieser ganze Hegemann-Hype. Diese jahrelangen Threads auf Facebook, diese Neider, die bereuen, dieses Buch nicht selbst geschrieben zu haben, dieser ganze Berlin-Sumpf, in dem keiner keinem etwas gönnt. Deshalb machen wir das hier mal anders, wir kommen ja auch nicht aus Berlin, und hier in Hamburg gönnen wir der Hegemann das ganze Programm. Wir danken ihr für das Lesevergnügen und finden es überhaupt nicht schlimm, dass sie sich bedient hat, bei anderen, und wir verstehen auch nicht, warum sie das so anders machen sollte, denn irgendwie sind wir es gewöhnt, dass alle immer von anderen abschreiben.
Ich erinnere mich an dieser Stelle an meinen alten Filmprof Hickethier, der einmal sagte, dass er das Zappen durch die verschiedenen Programme der deutschen Fernsehlandschaft liebe, weil sich durch diese filmischen Versatzstücke eine eigene Erzählung ergäbe. Nicht anders verhält es sich mit Axolotl Roadkiller. Nur dass die Versatzstücke keine filmischen sind, sondern literarische (zugegeben, darüber streitet sich das Feuilleton noch) Bloggerschnipsel. Und Hegemanns Verdienst ist es, diese gefunden, mit eigenen gemischt und zusammengefügt zu haben. Das Verdienst der Auswahl und der Verbindung! Und das hat sie mit Bravour gemeistert. Finden wir hier jedenfalls, in Hamburg …
Eine zweite Sache fällt mir dazu ein: Es hat auch mit Filmwissenschaft zu tun. Ich fühle mich plötzlich zurückversetzt in den kleinen miefigen Vorführraum des Medieninstituts am Grindelberg. Es gab Seminare wie „Der postmoderne Film“ oder das Frauenbild in David Lynchs „Wild at heart“ (haha). Da saßen dann die angehenden Filmwissenschaftler und haben nach Filmzitaten (so nannte man das) gesucht, was nichts anderes bedeutete als die Frage: Wo zitiert der Film andere Filme. Von Plagiat oder Missachtung des Copyrights war da nie die Rede. Nein, DAS WAR KUNST!
Und deshalb finden wir hier in Hamburg, es ist jetzt genug. Fangt endlich an, über das Buch zu reden, das wir hier brilliant finden und das wir jedem ans Herz legen möchten.
Worum es in Axolotl (ein mexikanischer Schwanzlurch) Roadkill (angefahrenes Tier) geht?
Miefti, Schulverweigerin und Halbweise sagt es selbst: „Ich bin sechszehn Jahre alt und momentan zu nichts anderem mehr in der Lage, als mich trotz kolossaler Erschöpfung in Zusammenhängen etablieren zu wollen, die nichts mit der Gesellschaft zu tun haben, in der ich zur Schule gehe und depressiv bin. Ich bin in Berlin. Es geht um meine Wahnvorstellungen.“
Ein Wort noch: Lesen!
Gibt es jetzt auch als Hörbuch, gesprochen von Birgit Minichmayr. Erschienen bei Hörbuch Hamburg.